Denken und Fühlen

06.08.2013 21:04

Denken tun wir den ganzen Tag, fühlen eigentlich auch, aber das passiert meist viel unbewusster. Dazu muss man sagen, dass wir allerdings soviel denken, ohne dass wir genau wissen, was wir alles denken.

Wir nehmen mal an du gehst die Straße entlang, was tust du? Natürlich du gehst, aber bekommst du das auch mit? Ich schätze mal nicht so genau. Man ist dabei an etwas zu denken. Das passiert selbst bei einer Kleinigkeit, wie gehen. Es läuft ständig, dein Kopf arbeitet wie verrückt, er ist ein verrückter Workaholic. Achte einmal darauf wie genau du diese Zeilen hier liest. Kaum etwas bleibt hängen, weil man in seinem Kopf an so viel anderes denkt. Das geht den ganzen Tag so. Es bleibt keine Zeit sich seinen Gefühlen bewusst zu sein. Es ist keine Zeit, die schönen Dinge zu sehen.

 

Wir fühlen bzw. nehmen wahr, den ganzen Tag über. Du spürst deine Beine beim gehen, du riechst die Luft um dich herum, du siehst den blauen Himmel oder die grauen Wolken. Du fühlst dich wohl oder fühlst dich unwohl, du bist verliebt oder du hast eine Abneigung gegenüber jemanden. Was davon bemerkst du tagsüber wirklich? Nur die Dinge die wirklich einschneidend oder auffällig sind nehmen wir wahr. Und warum ist das so? Weil der Kopf unaufhörlich arbeitet. Das muss man ihm lassen, er ist ein richtiges Arbeitstier. Selbst in der Nacht, in deinen Träumen, ist der Kopf zugange, er macht kaum eine Pause, in der Tiefschlafphase vielleicht, aber ansonsten sorgt er für Träume. Was sind Träume? Es sind Fantasiegebilde, Illusionen, oft unverarbeitete Dinge, die den Tag über passiert sind.

Wir sind so sehr im Kopf, dass wir das wesentlich und echte schon gar nicht mehr wahrnehmen können. Wir haben unsere Vorurteile, unser Wissen und Vorannahmen über die Dinge, aber das Echte geht verloren. Ja, wir leben in einer Traumwelt. Du schaust dir etwas an und sofort beginnt dein Verstand zu arbeiten, er assoziiert das Gesehene. Du siehst die Welt nicht mit den Augen, sondern mit den Augen plus Verstand.

 

Auch die Gespräche, die wir führen zeigen das ganz deutlich. Wir reden über das Kind von irgendeinem Prinzen oder König, über das Wetter, wo ist da der tiefere Sinn? Es wird nur geredet damit die unangenehme Stille verschwindet. Wenn du mit jemandem in Stille sein kannst, dich dabei wohl fühlst bist du dem Menschen näher, als wenn du mit ihm über das Wetter sprichst. Wir lernen Menschen kennen, indem wir sie nach ihrem Beruf fragen, nach dem Alter oder nach sonst irgendwelchem oberflächlichen Kram. Was sagt das über den Menschen aus? Nichts!

 

Wenn du mir nicht glaubst, dann achte mal darauf, schau es dir an. Du gehst von A nach B, was hast du dabei wahrgenommen?

Zu denken ist schon echt wichtig, aber nicht dauerhaft, nicht unaufhörlich. Man weiß doch gar nicht mal mehr über was man nachdenkt.

 

Wir sollten vom Denken zum Fühlen gehen. Wenn du etwas anschaust, schau es dir mit Gefühl an, mit Zuneigung und ohne Gedanken. Du gehst wieder die Straße entlang, versuche einmal wahrzunehmen. Du siehst die Autos vorbeifahren, spürst den Wind auf deiner Haut, auch Gedanken tauchen auf, schau sie dir an und dann versuche wieder zum Gefühl zu gehen, zur Wahrnehmung. Du schaust eine Person an, bringe nicht deine Interpretation mit rein, schau sie dir an nimm sie wahr, so wie sie ist.

Man sollte versuchen eine offenere Haltung einzunehmen, offen für das, was ist. Wenn du etwas berührst und sei es nur ein Stein, dann spüre es, denk nicht darüber nach, sondern fühle. Der Stein mit seiner Kühle, die harte Oberfläche, nimm ihn in die Hand und fühle es. Lass nicht zu, dass Gedanken kommen. Ja du kannst denken, was mach ich hier eigentlich oder das ist doch nur ein gewöhnlicher Stein.

Alles ist ganz gewöhnlich, erst recht wenn man es jeden Tag sieht. Die Kunst besteht darin das Ungewöhnliche im Gewöhnlichen zu entdecken. Es mag sein, du siehst am Wegesrand Löwenzahn, Löwenzahn wächst überall, es ist schon ein Unkraut. Aber hast du mal die schöne gelbe Farbe gesehen, hast du einmal daran gerochen? Und wenn der Löwenzahn verblüht ist, wird er zur Pusteblume, Kinder spielen gerne damit. Es ist gewöhnlicher Löwenzahn, eine gelbe Blume, es kommt auf den Betrachter an. Wird es eine schöne Blume, die einem für einen kurzen Moment erfreut oder ist es Unkraut, wie es überall wächst?

 

Es liegt an der inneren Haltung, an der Sichtweise und daran ob man sich lieber seinen Gedanken hingibt, die sowieso endlos sind. Das Schöne ist überall, dazu braucht man nicht mal weit weg zugehen. Es ist da hier und überall, es kommt auf den Betrachter an, es kommt auf dich an. Willst du deinen Alltag verschönern?

Dann versuche es, gehe weg vom Denken hin zum Gefühl und sei dabei aufmerksam.

Achte nur einmal eine Stunde lang auf deine Gedanken, du wirst sehen das sie sich drehen, es sind immer wieder die gleichen Dinge. Dann versuche es mal eine Stunde lang mit dem Gefühl, du hebst eine Flasche Wasser zu deinem Mund und trinkst. Spür die Kühle, die den Hals hinunter fließt, die Erfrischung, es tut so gut, es ist alltäglich, wir trinken jeden Tag, fühle es einmal und dann spürst du die Änderung. Du kannst es schätzen, du empfindest Freude und Wohltat. Eine ganz gewöhnliche Handlung wird zu etwas ganz Besonderem. Eine Begegnung mit einer Person, die du jeden Tag siehst, du schaust sie an, du bist ohne Vorannahme, du genießt die Anwesenheit, hörst auf die Stimme lauscht den Worten, eine gewöhnliche Begegnung wird ganz Neu. Und es ist wirklich ganz Neu, denn wir verändern uns in jedem Augenblick.

 

Durch Gedanken entstehen Sorgen, du sorgst dich ständig, könnte dies oder was wäre wenn? Du kannst mit Gedanken nur mutmaßen, aber wissen tust du es erst, wenn du es tust. Nachdenken kann man, man denkt über ein Thema nach, danach hakt man das Thema ab und der Kopf hat Pause, jetzt zählt die Wahrnehmung. Lass dich nicht von deinem Kopf versklaven. Benutze den Kopf, wenn es nötig ist, aber benutz ihn als Werkzeug und lass dich nicht benutzen.

 

Gehe vom Denken zum Fühlen und staune. Entwickle eine offene Haltung, das Schöne ist überall. Es kommt auf dich an!