Dafür statt dagegen

04.09.2015 22:54

Seit einigen Tagen geht mir immer wieder etwas durch den Kopf. Oh ich habe viele Dinge dagegen. Wo gegen? Gegen Scheinmoral, Mitleid, Alternativlosigkeit, Schwäche, Stumpfsinnigkeit, Dummheit, und so weiter. Doch was hilft es zu meckern?

So lasse ich mich doch immer wieder darauf ein, es ist nämlich so schön einfach zu motzen. Die Regierung ist kacke, Asylanten sind doof und nehmen uns nur aus, ganz furchtbar sind auch die Großkonzerne, die nicht nur uns, sondern die ganze Welt samt jedem Lebewesen ausbeuten. Kapitalismus auch zum kotzen und warum ist eigentlich der Mindestlohn so niedrig? Geld bekommen wir sowieso viel zu wenig und zuhören tut mir auch keiner. Unsere Kultur und Heimat wird mit Füßen getreten. Die armen Tiere werden in Massen gehalten und leben nur um uns ein Schnitzel zu sein, das natürlich billig sein muss.

Ja so furchtbar ist unsere Welt, das ist noch lange nicht alles, was so passiert.

 

Ja und was tun wir dafür? Also dafür das die Welt etwas schöner wird? Ja genau eigentlich nichts.

Wir kaufen billiges Essen, gibt ja Medikamente wenn unsere Gesundheit den Bach runter geht. Und warum überhaupt Gedanken darum machen, was wir uns so reinschaufeln?

Hauptsache der Kontostand stimmt. Und für wen arbeiten wir? Ist doch egal Hauptsache, das Geld kommt pünktlich an.

Wen wählen wir? Die großen Parteien, ja genau die, über die wir uns immer aufregen. Die Kleinen bringen’s ja sowieso nicht, wie soll das auch gehen?

Was kaufen wir uns so? Unnütze Dinge, immerhin polieren die das Ego etwas auf. Und wenn ich innerlich faule kann doch wenigstens die Oberfläche etwas glänzen oder? Kann ja sowieso keiner in mich schauen.

Was tun wir so für unser Wohlbefinden? Was? Wieso soll ich da was tun, Glück und Freude kommt doch dadurch, dass wir uns dem Konsum hingeben. Fernsehen und so.

 

So bleibt alles beim Alten und wir können getrost meckern und den anderen die Schuld geben, schön oder?

Wir können vor dem Fernsehen versumpfen, uns Bilder einer scheinbaren Wirklichkeit anschauen ohne etwas zu hinterfragen. Da gibt es ja so Sendungen, die sind wirklich echt, ehrlich, da wird uns gezeigt, wie doof manche Leute sind, das ist wirklich unglaublich.

So haben wir etwas Befriedigung, kurzweilig, aber immerhin, es gibt ja Leute, die sind noch erbärmlicher als ich. Wir können uns dann ja noch ein paar Bier reinschrauben, da wird dann alles noch erträglicher.

Eigentlich wollte ich ja dafür sein. Für was? Ein Leben mit Sinn, ein Leben mit Werten und vielleicht ein wenig echter Moral.

Ich weiß ja nicht wie es dir geht, aber das oben beschriebene, sagt mir irgendwie weniger zu.

Doch wie kann ich etwas ändern? Und warum eigentlich? Kann ich überhaupt etwas ändern, die anderen sagen immer „wir können ja sowieso nichts ändern“.

Lass dir gesagt sein, dass das purer Blödsinn ist.

Zunächst mal warum überhaupt etwas ändern? Na, wer meckert den stört etwas!

Und wenn man mal all die Umgebungsgeräusche abstellt, den Fernsehen, das Radio, all das was uns ablenkt, dann kommt da ein Gefühl nach mehr. Und was ist es anderes als ein ausweichen vor der Wirklichkeit, wenn wir uns Tag und Nacht beschallen, uns dem Stumpfsinn hingeben, aus Langeweile, weil wir nicht wissen für was wir Leben. Wir haben keinen Sinn und wer keinen Sinn verspürt, ihn nicht findet und auch nicht finden kann, dem wird langweilig, der sucht irgendetwas was ihn beschäftigt, ablenkt von dem was in einem pocht. In jedem von uns pocht etwas nach dem Mehr, nach Leben, nach echtem Leben.

 

Unser Schweinehund, fressen und vermehren, der ist stark und er war in einer alten Zeit auch einmal sehr nützlich. Doch in der heutigen Zeit, unserer unwirklichen Welt, der mittelalterliche Traum vom Paradies er ist da, er ist wahr.

Wir haben so viele Möglichkeiten heute, wir müssen uns keine Sorgen machen zu verhungern, keine echten Existenzängste mehr, kein Krieg zumindest bei uns hier, soziale Netzwerke, keiner muss allein sein und vieles mehr.

Doch wir sind getrieben vom Tier in uns, dem alten Schweinehund. Wir begnügen uns auf der Stufe zu bleiben und nie wirklich Mensch zu werden.

Der Drang nach mehr ist doch genau das. Wir wissen, dass wir zu mehr fähig sind. Die Natur hat es durch den Menschen geschafft sich selbst zu sehen, handeln zu können.

Das ist das warum. Weil wir Mensch sein wollen, will man etwas verändern, das steckt in jedem. Doch Mensch sein ist nicht so ganz einfach. Man muss etwas dafür tun.

 

Zunächst einmal hat jeder von uns ein Talent, eine Bestimmung, eine Aufgabe, nenn es wie du willst. Wir wissen es nur nicht so genau, ja als Kind hab ich gerne gemalt oder ich war immer getrieben etwas zu basteln oder bauen. In der Schule dann wurden wir alle dazu erzogen, alles ein bisschen zu können, „und du Johannes hör auf zu träumen, hier spielt die Musik!“ Wir werden gleich gemacht jeder auf dieselbe Stufe, der stärkste auf dem Schulhof war immer ein Dummkopf, der hatte es nicht so mit Mathe. Aus ihm sollte vielleicht kein Mathematiker werden, doch wäre er sicher ein guter Landschaftsgärtner geworden, aber gärtnern ist ja keine Geisteswissenschaft und verpönt. Heute muss man studiert haben um etwas zu gelten. Dafür fehlen uns jetzt die Handwerker, Leute die anpacken können und wollen.

Doch zurück zum Talent. Ganz sicher hast du etwas, kannst du etwas ganz besonders gut und ich denke die meisten leben es nicht aus. Das ist einmal das Erste.

Finde dein Talent, das was du kannst und willst. Und dann tu es, selbst wenn du es nur als Freizeitbeschäftigung tust. Es wird dich erfüllen und du kommst einen Schritt näher zu einem sinnvollen Leben.

 

Du hast Prinzipien? Dich stört es, dass Tiere unwürdig gehalten werden, dass unsere Umwelt verpestet wird. Fang an deinen Teil dazu beizutragen, dass sich etwas ändert. Nein, nicht auf Demos gehen und gegen den ganzen Kommerzwahnsinn zu krakelen. Nein, kauf dein Fleisch beim Bauern, der seine Tiere artgerecht hält oder verzichte gleich ganz darauf. Wie auch immer es sich für dich richtig anfühlt. Kaufe regionale Ware auf dem Markt.

Ja das kostet alles etwas mehr, mag sein. Dann verzichte eben auf etwas anderes weniger wichtiges. Und ganz ehrlich was ist wichtiger? Zumal dieses Essen um ein vielfaches gesünder ist als wässriges Gemüse aus dem Supermarkt, was nur auf Profit schnellstmöglich hochgezüchtet wird. So kannst du sogar was für deine Gesundheit tun, ganz nebenbei. Und die Arztkosten sparst du dir auch gleich.

Das ist nur ein Beispiel, fange an nach deinen Prinzipien zu leben, ich hoffe doch du hast welche. Wenn nicht dann finde sie heraus.

Es ist ja groß in Mode gekommen gegen den Verfall unserer Kultur zu wettern, lebst du diese Kultur denn auch? Kennst du sie überhaupt? Deine Tradition?

Ja fang an auch danach zu leben.

 

Und was hat das alles mit Mensch sein und Sinn zu tun? Das ist das Grundgerüst und nur ein Werkzeug, um mit deiner Umwelt in Kontakt zu kommen. Das nicht nur durch die Scheibe deiner Glotze.

Tu was für deinen Körper, du musst nicht Hochleistungssport betreiben, aber ein bisschen Körpergefühl hilft, damit wir uns selbst näher kommen. Was kann ich überhaupt, zu was bin ich fähig?

Du hast unglaubliches Potenzial, glaub mir das.

Das alles ist mit etwas Arbeit verbunden. Man muss immer wieder seinen Trieb zur Faulheit überwinden. Jeden Tag ein bisschen.

Auch der Geist soll nicht zu kurz kommen, dabei haben wir sehr vieles was auf uns einprasselt heutzutage. Und mehr und mehr treiben wir hinfort, durch so viele belanglose Dinge. Es ist wichtig zu sich zurück zu kommen, Zeit zur Innenschau. Was will ich überhaupt? Wofür und warum will ich etwas? Reflektieren und seine Ängste und Sorgen aufdecken. Nur etwas was unbekannt ist fürchtet man. Dort wo die Angst ist, da ist der Weg. Warum habe ich Angst?

All das worüber du dich aufregst, was dir Sorgen bereitet, warum tut es das und was tust du selbst dafür das sich etwas daran ändert?

 

Stimmt, jetzt hast du ganz plötzlich Verantwortung, jetzt kannst du die Schuld nicht mehr den anderen geben. Doch es gibt dir Freiheit und Selbstbestimmung. Ja in manchem steckt man nicht drin, da kommt das Schicksal und wirft einem etwas in den Weg. Jetzt kannst du zurückfallen, resignieren. Doch genauso gut kannst du dein Schicksal in die Hand nehmen und das Beste daraus machen. Es steht dir frei. Und wer weiß vielleicht öffnet sich ein neuer Weg, eine neue Einsicht. Finde es heraus.

Ein freies, selbstbestimmtes Leben, mit Verantwortung, doch auch mit Sinn, denn den erschaffst du. Wie kann es da langweilig sein?

Wie trostlos ist so ein gieriges, dem Trieb verfallenem Leben? Was tust denn alles für ein bisschen Anerkennung der anderen, für eine kurze Befriedigung, die nur deinem niedersten Instinkt gebührt? Die so schnell verfliegt…

Eine Maske, ein Kostüm nichts weiter, in dir drin bleibst du ein Versager. Du versagst dem wirklichen Leben. einem wertvollem Leben, das jeden Augenblick wert ist.

 

Es ist nicht so wichtig was du hast, viel wichtiger ist was du kannst und was du versucht hast. Das was du ausgekostet hast. Damit meine ich nicht die flüchtigen Oberflächlichkeiten, die so zahlreich vorkommen.

Das ist echtes Leben!

Was daran so toll ist? Jeden Tag kannst du dich fordern, herausfordern, das Leben auskosten.

 

Wogegen bist du? Welche Alternative hast du zu bieten? Hast du keine? Dann sei still!

Und auch wenn all die andern wenig davon halten, was solls? Wichtig ist doch was hast du getan? Gabst du dein Bestes? Hat es sich gelohnt hier gewesen zu sein? Kannst du dankbar deine irdischen Überreste zurückgeben?

 

Hör auf gegen alles zu sein, lebe für das dafür, lebe das, was du in dieser Welt gerne hättest!

Sei die Alternative!