Stille

30.08.2014 18:37

Mein Blick geht aus dem Fenster streift über die Hügel, gen Himmel den Wolken entlang, kein Ton ist da und doch ist es laut. Da ist Musik, da ist der Lärm aus der Stadt, eine Hochzeitsgesellschaft erfüllt die Stadt mit ihrem Gehupe, aber da ist ein Ort, da ist es still.

Stille, weißt du was ich meine?

Ich gehe die Straße entlang, ich sehe dich, ich schau dir tief in die Augen und da ist ein Ort, da ist es still.

Du kennst die Stille!

Ganz selten kannst du sie hören, zwischen all dem Lärm. Doch wieso ist da überall Lärm und was ist Stille?

Leicht erklärt, Stille ist dann, wenn es keinen Ton gibt. Das ist die übliche Stille. Das ist Stille, die man kennt, nachts wenn alles schläft, weit ab, in sternenklarer Nacht.

Doch es gibt eine andere Stille und du kennst sie auch. Wieso sonst läuft man ständig mit Stöpseln im Ohr in der Gegend rum, wieso magst du Musik nur wenn sie laut ist?

Du sitzt im Auto, das Radio läuft, du gehst zur Arbeit, das Radio läuft, du bist zuhause, das Radio läuft. Dauernd und ständig wird man beschallt. Nie gibst du der Stille, den Raum, die Möglichkeit sich dir zu zeigen. Und wieso?

Die Stille macht Angst.

Hast du dir schon mal selbst zugehört? Nein? Wie auch, du beschallst dich ständig, vergisst dabei dass auch du den ganzen Tag laut bist. Lärm ist nicht nur außerhalb von dir, nein auch in dir. Da ist etwas in dir was tags wie nachts am plappern ist. Nein? Dann schalte mal das Radio ab!

Du gehst dir selbst aus dem Weg, du hast Angst, dieser Lärm in dir könnte dich überrennen, das wird er auch, denn es ist soviel in dir, es gibt so viel zu sagen, denn du rennst schon lange vor dir weg. Und was ist wenn alles gesagt wurde? Dann ist es still und dich gibt es nicht mehr, davor hast du Angst!

Stell dir vor, du machst das Radio aus, dann musst du dir selbst ja zuhören und du selbst bist ein Verrückter. Du hast so viel zu sagen, denn ständig weichst du dir selbst aus, du bist nicht der, der du eigentlich sein willst, weil du dich selbst nie entfalten konntest, denn jeder will dir weiß machen was du zu tun hast, will dir sagen wie du zu leben hast. Jeder weiß ganz genau über dich Bescheid, weiß was das Beste für dich ist. Und all diese Leute haben das gleiche Problem wie du, sie weichen sich selbst aus. Die einen stürzen sich in Arbeit, andere machen nur Party, aber nicht ihretwegen, sondern um sich selbst nicht ansehen zu müssen. Es gibt Leute, die laden sich die Probleme anderer Menschen auf, nur um sich selbst nicht einmal ins Gesicht schauen zu müssen und eben diese Leute, wissen was für dich gut ist.

Wann hast du das letzte Mal dem zugehört, was du hörst? Wirklich gehört. Wann hast du das letzte Mal einen Vogel zwitschern hören, wann hast du den Wind durch die Bäume rauschen hören? Oder das nahe liegenste was hörst du gerade, jetzt in diesem Moment? Und war es dir bewusst bevor ich dich erinnert habe?

In dir ist ständig dieses Rauschen, in dir ist ständig dieses Chaos. Du hörst gar nichts mehr, weil da soviel Lärm ist, Innen wie Außen, damit du dem Innern nicht zuhören musst, machst du außen Laut und dieser Lärm ist so gegenwärtig, dass er normal geworden ist. Du kannst nicht einem Lied zuhören, du kannst nicht dem Rauschen des Meeres zuhören, weil du vor lauter Lärm nichts hören kannst. Du hast vergessen, dass es zwischen den Tönen Stille gibt. Denn nur, wenn es Stille gibt kann es Töne geben, also höre auch das, was zwischen den Tönen ist.

Und langsam ganz langsam kannst du dir zuhören, oh was es da alles zu sagen gibt, aber sei schön still und höre zu, solange bis es nichts mehr zu sagen gibt. Und dann kommt der Punkt an dem du dich kennen lernst, in der Stille, wo es nichts zu sagen gibt, entsteht ein Raum, indem du vollkommen gegenwärtig, frei von Lärm, frei von Chaos, die Schönheit der Stille entdeckst.

Dann kannst du dem Lied der Vögel zuhören, dann kannst du in einem schönen Moment, die wahre Kunst in der Musik entdecken.

In dieser Stille kannst du Schönheit entdecken, denn Schönheit ist ein wundervolles Gefühl. Schönheit entsteht, wenn du dich vollkommen still und kommentarlos auf etwas einlassen kannst, alles andere ist oberflächliche Schönheit, die dem Lärm entsprungen ist.

Alles andere ist Schönheit als Etikett, gelernt ist gelernt.

Und wenn du jetzt Zeit hast, dann setze dich hin und höre, was es alles zu hören gibt und vergiss nicht, erst wenn du still bist, hörst du den anderen wirklich. Erst wenn sich in dir kein Ton rührt, kein Plappermaul seinen Senf abgibt, erst dann hörst du was es wirklich zu hören gibt, denn dann hat es keinen Kommentar, keine Beurteilung von dir und dann ist es Still und doch nicht still, dann weißt du was wahre Stille ist.